Am 3. April 2011 wird Gleiszellen 875 Jahre alt. Anhand der von den Lehrern Wissing und Hollinger gesammelten Daten,- sowie der umfangreichen Unterlagen, die durch Herrn Hofer zur Verfügung gestellt wurden, konnten geschichtliche Ereignisse zusammengefasst und in vielen Teilen auch ergänzt werden.
Viele Wochen wurde in den Archiven, u.a. von Bad Bergzabern, Landau, Speyer und im Internet nach verwertbaren Unterlagen von Gleiszellen – Gleishorbach gesucht.
Um einen besseren Überblick über die Vergangenheit zu erhalten, haben wir auch Ereignisse, die Gleiszellen-Gleishorbach nur indirekt betroffen haben, mit aufgenommen.
Die wechselvolle Geschichte unserer Gemeinde beginnt nicht mit der
ersturkundlichen Erwähnung vom 3. April 1136, sondern ist auf einen römischen Bauernhof zurückzuführen, der bis ins 4. Jahrhundert noch bestanden haben soll.
In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts war er wohl die Basis für die Errichtung eines Klosters durch König Dagobert.
Aus dem Buch von Michael Frey „Versuch einer geographischen, historischen, statistischen Beschreibung des königl. bayer. Rheinkreises“ von 1836 kann man entnehmen, dass dieses Kloster „Blidenfeld“ am Hatzeiberg in Gleiszellen gestanden haben soll. Auf dieses Kloster oder die Gebäude, die dort standen, ist auch der Name „Gleiszellen“ zurückzuführen.
Der Begriff „Gliczencella“, wie Gleiszellen damals hieß, könnte von der Kapelle, den Gebäuden und den unbewaldeten Flächen in der Nähe, die von der im Osten und Süden stehenden Sonne „gleißend“ hell angestrahlt wurden, abgeleitet sein. „Cella“ weist wohl darauf hin, dass in dieser Fläche eine Kirche oder ein Kloster mit Wirtschaftsgebäuden stand. Heute würde man wohl sagen: „die leuchtenden Häuser am Hang“.
Das vermutliche Benediktinerkloster ist dann um 840 völlig abgebrannt und wurde aufgegeben. Erhalten geblieben ist eine Kirche, von der einige vermuten, dass diese auch schon Dionysiuskirche hieß, benannt nach dem HL Denis, Missionar und Bischof von Paris, der im 3. Jahrhundert gelebt hat.
Jahre später, das genaue Datum ist nicht bekannt, ließ Erzbischof ILabanus aus Mainz ein Benediktinerkloster aus Quadersteinen in Clingo, später Klingen genannt, wieder aufbauen. Erst sehr viel später wurde der Ort Klingenmünster genannt.
Als Indiz dafür, dass Kloster Blidenfeld zuerst in Gleiszellen stand, sollte man die Überlegung von M. Frey berücksichtigen, der geschrieben hat: //Die Aussicht: vom Hutzelberg auf das weite Rheintal ist viel zu einladend/ als das Dagobert es sollte vorgezogen haben/ das Kloster in die Talschlucht von Klingenmünster zu bauen“. Es sollte auch beachtet werden, dass nach G.Köbler’s „Althochdeutschem Wörterbuch“ der Begriff „bliden“ als Adjektiv von „Feld“ – ein blendendes, blühendes Feld beschreibt. Es ist also nicht anzunehmen, dass dieses „Blidenfeld“ in einem dunklen Tal unterhalb der Burg Landeck gelegen haben könnte.
Später haben sich die Benediktiner im Jahr 1136 ihre „alten“ Besitztümer in Gleiszellen urkundlich bestätigen lassen. Diese Urkunde gilt als „echt“ – obwohl es sich um eine Abschrift handelt, die heute in Mainz aufbewahrt wird.
Da in der damaligen Zeit viele Urkunden gefälscht wurden, ist es also sehr schwierig herauszufinden, wie es wirklich gewesen ist. Auch heute noch gibt es verschiedene Meinungen, wo das Kloster zuerst gestanden hat.
Die Burg Landeck wurde wahrscheinlich erst viel später (nach 1200) erbaut.
Man ist sich uneins, ob Landeck zum Schutz des Klosters oder als Vorburg zur T rifels gebaut wurde. Möglicherweise für Trifels und Kloster.
Gründungsdaten von Gleishorbach, das früher nur Horbach hieß, aber zur Unterscheidung von dem „niederen Horbach“ den Zusatz „Gleis“ erhielt, sind nicht genau bekannt. Auf einer Karte von 1797, die durch Johann Heinrich von Schmitt gezeichnet wurde, ist Gleishorbach noch Oberhorbach genannt worden. Das Original befindet sich im Kriegsarchiv Wien. Normalerweise sind die Dörfer früher zuerst im Tal an den Bächen entstanden. Es könnte also sein, dass Gleishorbach noch älter als Gleiszellen ist.
Da damals meist nur die Mönche lesen und schreiben konnten, wurden natürlich auch nur die Daten, die mit dem Klosterleben zu tun hatten, festgehalten. Zum erstenmal wird „Horbach“ in einer Urkunde von 1304 erwähnt.
Viele Ereignisse sind bis zum heutigen Tag noch nicht historisch belegt. Einiges kann man vielleicht auch neu bewerten. Die Beiträge wurden sehr sorgfältig zusammengetragen und geprüft.
Wir würden uns freuen, wenn auch in Zukunft, Anregungen und Ergänzungen (besonders Familiengeschichten) diese Chronik vervollständigen würden.
Quelle: Festschrift 875 Jahre Gleiszellen-Gleishorbach